Freitag, 14. Juli 2017

Bahnhofsvorplatz, Bahnhof und Denkmal... vor 110 Jahren

Nicht mehr viel von übrig, vom einstigen Highlight des modernen Bensheims.

Ein Bahnhof war ein "must-have" für jede moderne Stadt, eine Bahnhofsstraße war ein Aushängeschild und es gab Städte, da wurden eisenbahnnahe Grundstücke hoch gehandelt, wollte man doch schließlich als betuchter Bürger am Geschehen der Zeit dran sein.

Eine solche Errungenschaft braucht ein repräsentatives Gebäude, welches von einer Grünanlage entsprechender Größe und Wirkung umgeben ist und die Möglichkeit des Flanierens und Ausruhens.

1845 für die Main-Neckar Bahn erbaut und der größte dieser Eisenbahnlinie ist er ein Denkmal, welches allerdings optisch an Bedeutung verloren hat. Die Grünanlage suchen Sie heute auch vergeblich, das Kaiser-Wilhelm Denkmal steht heute in Auerbach und das 1922 gegenüber dem Kaiser-Denkmal aufgestellte Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde auf den Bensheimer Friedhof verlegt. Der Wasserturm, später sogar noch vergrößert, fehlt heute auch... aber der Bahnhof, der Bahnhof, der steht noch... Glück gehabt. Ach ja...die Gleise, die Gleise verliefen ebenerdig! Wie praktisch... Keine Unterführungen, die düster und unangenehm sind... good old days!

Verlag: Kunstanstalt Lautz und Balzar, Darmstadt.

Verlag: L. Klement Frankfurt a. M. 2.

Verlag: keine Angaben vorhanden



Freitag, 7. Juli 2017

Der Bensheimer Nordosten in Ansichtskarten - ein Rucksack voller Geld, alles voller Weinberge, gute und billige Übernachtungen

Heute einmal vier verschiedene Ansichten – genauer gesagt Teilansichten – von Bensheim. Eine gern gewählte Perspektive, die auch schon in anderen Beiträgen so oder so ähnlich gezeigt wurde. 

Achten Sie einmal auf den Hintergrund, die Weinberge, die heute vollkommen bewaldet sind. Die alte Kirche...

Die erste Karte, vielmehr der Text, deutet auf den provinziellen Charakters Bensheim hin, denn Andreas schreibt an einen gewissen Johann Speicher, Derlerstraße 66 in Püttlingen (Saar):
„09.09.1923, 10 Uhr vormittags; Wir haben hier gut, fein & sehr billig übernachtet. Wir kommen gerade aus der Kirche. Hier bekommen wir kein Francs gewechselt. Aber jetzt geht’s nach Heidelberg, da ist was zu machen & zwar mit dem schnellsten Zuge. Ich habe noch kein Stück von meinem Brote abgeschnitten. Gruß Andreas / Gruß Peter - Andi hat den halben Rucksack voll Geld.“
Verlag: C.S.H.


Ein Komplott, ein Verbrechen? 

Den halben Rucksack voller Geld? 

Francs in Deutschland umtauschen?


Nein, kein Verbrechen! Wir schreiben das Jahr 1923 und die Weltwirtschaftskrise hat Deutschland erfasst. Die Hyperinflation greift um sich. „Immer schneller verzehnfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für 1 US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach. Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Zwei komplette Auflagen von 1000 Mark- und 5000 Mark-Banknoten konnten Anfang 1923 nicht mehr in Umlauf gebracht werden, sie mussten Ende 1923 mit „1 Milliarde“ und „500 Milliarde“-Aufdrucken verwendet werden.“

Und warum Francs tauschen? Das Saarland war seit 1920 unter französischer Verwaltung… so wollte es der Völkerbund.

Die zweite Karte, die zeitlich - vom Absender und aufgrund der Darstellungstechnik - früher einzuordnen ist, zeigt eine romantisierende Darstellung Bensheims. Der südlichere Teil fehlt, man sieht nur den Turm der evangelischen Kirche und den des Rodensteiner Hofes. Die Titulierung "Bensheimer Nordosten" ist aufgrund der Größe Bensheims und der dargestellten Bereiche auch nicht ganz korrekt: Wir sehen den Norden Bensheims!

Die Karte wurde von einem gewissen Musketier (ein Dienstgrad in der preußischen Armee) Preller an einen Kameraden gesandt.

Verlag: Kunstanstalt Rosenblatt, Frankfurt a. M.


Die dritte Karte stammt aus den 1930er Jahren und ist 1940 gelaufen. Der Text ist weniger spektakulär, auch wenn der Zweite Weltkrieg bereits begonnen hat.

Verlag: Robert Obst, Postkartenverlag und Papierhandlung, Bensheim a.d.B.

Die vierte Karte zeigt die bereits aus dem Beitrag "Baumschulstraße 13 und Teilansicht Nordosten" bekannte Ansicht, sie soll aber hier nicht unterschlagen werden.

Verlag: Foto Karsten München

Vielen Dank an Herrn Kühnreich für die Aufnahmen.