Wenn man alte Fotos selbst digitalisieren will, dann Bedarf es einer gewissen technischen Grundausstattung (Hardware / Software), Basis-Kenntnissen über digitale Bilder, geeigneter Software und vor allem Zeit.
Grundausstattung
- Sie brauchen einen Computer, der den Datenmengen beim Verarbeiten (Einscannen, Drehen, Zuschneiden, Optimieren) und beim Abspeichern gewachsen ist.
- Sie brauchen einen Scanner, der für die gewählte Bildgröße und Bildart passend ist. Wenn Sie zum Beispiel Dias einscannen wollen, brauchen Sie einen Scanner mit Durchlichtaufsatz, denn die Dias müssen - im Gegensatz zu Fotos - von hinten durchleuchtet werden. Dies kann ein einfacher Scanner nicht leisten.
- Sie brauchen ein Bildbearbeitungsprogramm, welches typische Probleme beim Einscannen korrigieren kann, diese wären:
- Bild drehen: Wenn man Bilder auf die Glasplatte des Scanners auflegt, dann sollte man zwar versuchen, dass die Bilder möglichst gerade erfasst werden. Dies gelingt nur in den seltensten Fällen. Nach dem Scannen werden die Bilder digital ausgerichtet.
- Bild zuschneiden: Grundsätzlich sollten alte Fotos immer in der Originalgröße erfasst werden, beim Scannen lässt sich dies aber nur unzureichend einstellen. Auch dieser Arbeitsschritt kann mit einem Bildbearbeitungsprogramm bewältigt werden.
- Bild optimieren: Vielleicht der wichtigste, langwierigste und komplizierteste Schritt. Das eigentliche Problem beim Scannen besteht darin, zu erkennen, mit welchen Einstellungen am Scanner das eingescannte Bild dem Original am nächsten kommt. Mitunter können kleinste Veränderungen am Scanner bereits sehr gute Ergebnisse liefern, welche eine Nachbearbeitung unnötig machen und damit Zeit sparen. Das Ergebnis kann beim Scannen aber auch derart schlecht sein, das selbst ein intensiver Einsatz der Möglichkeiten des Bildbearbeitungsprogramms keine guten Ergebnisse erzielt. Hier muss das Bild mit veränderten Parametern am Scanner neu eingescannt werden.
- Sie brauchen eine klare Struktur / Ordnung zur Verwaltung der Bilder auf Ihrem Rechner:
- Überlegen Sie sich vorher, wie Sie die Bilder einscannen, benennen und wie Sie sie auf dem Rechner ablegen.
- Haben Sie zum Beispiel alle Bilder in Fotoalben, die vielleicht sogar beschriftet sind, würde es sich anbieten, diese Ordnung und Informationen zu übernehmen und entsprechend zu speichern (Beispiel: Ordnername: Fotalbum No. 1 1956 - 1964, Dateiname: Fotoalbum_01_56-64_0001.jpg)
- Liegen die Bilder unsortiert und unbeschriftet vor (Kisten, Schukartons etc.), so können sie entweder:
- Die Bilder zuvor ordnen und entsprechend der entstandenen Reihenfolge einscannen
- Die Bilder einfach einscannen und eine Zuteilung über entsprechend geführte Excel-Listen erfassen und so über Suchbegriffe, Beschreibungen später oder je nach Bedarf ordnen.
- Legen Sie einen Standard fest, den Sie beim Einscannen einhalten.
- Bei der Auflösung (600 dpi ermöglichen eine detailierte Wiedergabe und halten die Dateigröße überschaubar) überlegen Sie sich, was mit den Bildern später geschehen soll. Sollten die Bilder für Druckzwecke eingescannt werden, dabei noch erheblich vergrößert werden, so muss die Auflösung entsprechend erhöht werden. Allerdings kann man auch aus dem besten Foto einer Kleinbildkamera keine unendlichen Details gewinnen. Hier sollte man eventuell testweise verschiedene Auflösung ausprobieren. Bilder, die mit zu geringer Auflösung eingescannt wurden, können nachträglich nicht (nur rechnerisch) in ihrer Auflösung erhöht werden und müssten im Bedarfsfall nochmals eingescannt werden. Das Entnehmen der Bilder aus Alben und wiederholte Hantieren hinterlässt meist Spuren. Daher lieber eine zu hohe Auflösung wählen und nur einmal scannen, als mehrfach die alten Bilder "quälen".
- Das Dateiformat hat Einfluss auf die Dateigröße, aber auch auf den Verlust an Bildinformationen beim abschließenden Speichern nach der Bearbeitung. So bietet das JPG (JPEG) Format zwar ein sehr gutes Verhältnis zwischen Auflösung und Dateigröße, je nach Einstellungen (Komprimierung) gehen aber Details verloren. Bei wiederholtem Abspeichern wandelt sich ein qualitativ hochwertiger Scan in ein unansehnliches Bild. Das Dateiformat TIFF hingegen weist diese Probleme bei entsprechend gewählten Einstellungen nicht auf, ist aber bezüglich der Dateigröße weitaus mächtiger.
- Sie können Ihre alten schwarz-weiß Bilder als grauskalierte Bilder oder als RGB-Bilder scannen und speichern. Beim Einscannen in Graustufen könnten Sie Ihre Bilder einheitlich "grau" gestalten, allerdings ist diese Entscheidung aber irreversibel. In Farbe wird die Datei größer, auch wenn es ein schwarz-weiß Foto im Original ist.
GIMP
GIMP ist ein kostenloses Bildbearbeitungsprogramm, mit dem sich im Prinzip alles machen lässt, was der Laie und was man für den Zweck der Digitalisierung braucht.
Vorgehen beim Scannen (Am Beispiel Canon LiDE 25 und Gimp)
Als erster Schritt muss das Bild in analoger Form in digitale Form umgewandelt werden: Scannen.
- Man kann den Scanner direkt über das eigene Programm starten.
- Oder man kann das Bild in GIMP mithilfe der Scansoftware importieren.
Im Folgenden soll der zweite Weg beschrieben werden, der den Vorteil hat, dass man das Bild direkt in GIMP bearbeiten kann, ohne dass das Bild zwischengespeichert werden muss und gegebenenfalls Qualitätsverluste eintreten.
Die nachfolgenden Bilder zeigen die einzelnen Schritte:
Jetzt kommt das eigentliche Scanprogramm, welches sich oben rechts in die Bereiche "Einfacher Modus", "Erweiterter Modus" und "Multi-Scan" voreinstellen lässt.
Wählen Sie den "Erweiterten Modus", der weitaus mehr Einstellungsmöglichkeiten und Voroptimierungen bietet, als der "Einfache Modus". Die hier zu findenden Einstellungen sollten Sie einfach an verschiedenen Bildern ausprobieren.
Wählen Sie im Feld "Farbmodus" die Option "Farbe". Eine Umwandlung in Grautöne kann zu einem späteren Zeitrpunkt auch in GIMP erfolgen, eine Umwandlung von Bildern in Farbe, die zuvor in Grautönen eingescannt wurden, ist nachträglich nicht möglich.
Wählen Sie im Bereich "Ausgabe-Einstellungen", in der Zeile "Ausgabe-Auflösung" mindestens die Auflösung "600 dpi" (s.o.).
Im Bereich "Bildeinstellungen" bestehen verschiedenen Möglichkeiten, die erheblichen Einfluss auf die Scanqualität haben. Hier ist Experimentierfreude gefordert. Die Einstellungen sollen hier nur kurz vorgestellt werden:
Automatische Farbanpassung: Der Scanner / Die Software trifft eine Entscheidung in Bezug auf die Farbwiedergabe, diese Einstellung ist bei Canon mit der Einstellung "Farbkorrektur" verbunden. Hier können Sie "Ohne", "Niedrig", "Mittel" und "Hoch" wählen.
Die anderen Bereiche sollten Sie zwar ausprobieren, aber eher abgeschaltet lassen, da sich diese Manipulationsmöglichkeiten später bei der Bildbearbeitung in GIMP weitaus präziser einstellen.
Nur die Einstellung "Glätten" kann im Falle von Bildern, die gedruckt wurden z.B. Zeitungsartikel mit Bildern den sogenannten Moiré-Effekt verhindern.
Klicken Sie auf Vorschau, um das Bild zu erfassen. Hat das Programm das Bild erkannt und einen Rahmen (gestrichelte Linie) um das Bild erzeugt, klicken Sie auf Scannen. Sollten Sie mit dem automatisch gezogenen Rahmen nicht zufrieden sein, so können Sie den Rahmen auch manuell neu erstellen. Damit ist gewährleistet, dass kein Teil des Bildes fehlt. Dieses manuelle Vorgehen wird generell empfohlen, da bei der Nachbearbeitung in GIMP das Zuschneiden weitaus präziser erfolgen kann.
Das Bild wird nun in GIMP importiert.
Arbeitsschritte in GIMP
Zu allen unten genannten Schritten wird ein Link zum Handbuch von GIMP zur Verfügung gestellt. Eine bessere und ausführlichere Beschreibung dürfte kaum verfügbar sein!
Das Bild liegt nun in GIMP vor und nun kann die Bearbeitung erfolgen. Zur Sicherheit, insbesondere bei komplexeren und zeitaufwendigeren Arbeitschritten, speichern Sie das Bild zuerst in einem Format, welches bei mehrfachem Abspeichern keine Qualitätsverluste veursacht. Sollten Sie bei GIMP keine Endung an den Bildnamen hängen (z.B.: .tiff (Achtung, es muss ein Punkt vor die Dateiendung gesetzt werden)), so speichert GIMP das Bild im eigenen Format (Endung .xcf). Auch dieses Format ist frei von Verlusten.
Egal, ob das Bild einzelnen oder zusammen mit anderen Bildern eingescannt wurde, der erste Schritt sollte das perfekte Ausrichten (Drehen) des Bildes sein. Hierzu bietet es sich an, das Bild an Hilfslinien auszurichten.
Bild zuschneiden - nachdem Sie das Bild im oben genannten Schritt perfekt ausgerichtet haben, schneiden Sie es passend zu. Achten Sie auf die Einstellungen, damit Sie durch die hohe Einscannauflösung geschaffene Bildgröße nicht aus Versehen verkleinern.
Bild zuschneiden - nachdem Sie das Bild im oben genannten Schritt perfekt ausgerichtet haben, schneiden Sie es passend zu. Achten Sie auf die Einstellungen, damit Sie durch die hohe Einscannauflösung geschaffene Bildgröße nicht aus Versehen verkleinern.
Das eingescannte Bild verbessern ist durch die Digitalisierung sehr einfach geworden, allerdings kann man hier auch vieles "verschlimmbessern". Probieren Sie die verschiedenen Schritte und Möglichkeiten aus, aber speiechern Sie das eingescannte Bild vorher ab und proben Sie die Schritte an einer Kopie. Wenn Sie später die Auswirkungen der einzelnen Möglichkeiten kennen, können Sie diese Schritte auch direkt am Bild machen.
Bei der Optimierung von Bildern sollten Sie aber immer daran denken, dass Sie das Original als Zeitdokument betrachten müssen, welches - auch wenn es Fehler hat - nicht durch die Optimierung oder sogar durch Korrekturen verfremdet oder verfälscht werden sollte.
Genug der Worte... Jetzt sind Sie dran!
Wir freuen uns, von Ihnen zu hören und noch mehr, Ihre Bilder mit den dazugehörigen Infos betrachten zu dürfen.