Wenn man alte Bilder erhält - in diesem Falle Dias - und diese auch noch falsch beschriftet sind, bzw. falsch in die Diarahmen eingesetzt wurden, dann kann es passieren, dass man Häuser falsch zuordnet. So geschah es mir, als ein altes Dia aus dem Bestand "Wahl" falsch eingescannt und dann falsch interpretiert wurde. Ein vermeintlich abgerissenes Haus (wie im Beitrag vom 24. Juli 2020 "Historisches Fachwerkhaus - Schlinkengasse 7, Ecke "Am Bürgerhaus" dargestellt und mittlerweile korrigiert), steht wie "aus dem Ei gepellt" in Bensheim. Die Schlinkengasse 7.
Auf den Fehler aufmerksam machte Herr Dieter Ehret aus Hemsbach, der nicht nur die Geschichte des Hauses darlegte, sondern auch noch weitere Geheimnisse der Bergsträßer Fachwerkwelt verriet, und die Geschichte der noch erhaltenen Häuser in der Schlinkengasse und "Am Bürgerhaus"ergänzte.
Aber jetzt erst einmal zum Anwesen "Schlinkengasse 7"
Bilder von 1952
Bilder Mitte der 1970er Jahre (bekannt aus o.g. Beitrag)
Lage
Weitere Fachwerkhäuser im Bereich Am Bürgerhaus / Schlinkengasse
Nun zu Dieter Ehret und dem Fachwerkhaus "Am Bürgerhaus 5" in einem Artikel aus dem Darmstädter Echo vom 1. Juni 1991:
Experte hilft bei Sanierung
Dieter Ehret hat Fachwerkhaus originalgetreu rekonstruiert
FACHWERK WIE ANNO DAZUMAL:
Dieter Ehret, Träger des Hessischen Denkmalschutzpreises, hat sich mit dem baulichen Werdegang des Hauses Nummer 5 an der Straße „Am Bürgerhaus" in Bensheim befaßt. Dank seiner Zeichnungen vom Originalzustand wird das Gebäude nach der Sanierung im ersten und zweiten Obergeschoß wieder jene reichgegliederte Fachwerkfassade zeigen, die es ursprünglich gehabt haben muß.
(lug)BENSHEIM (DE). Seit einiger Zeit kennt man im Bensheimer Stadtbauamt einen freiwillig engagierten Sanierungsexperten, der zur Pflege des Stadtbildes mit fundierten Anregungen aufwartet. Dieter Ehret, Verwaltungsangestellter in Hemsbach, interessiert sich für alte Fachwerkhäuser, und ganz besonders dafür, wie sie im Orginalzustand ausgesehen haben.
Der Fachwerkforscher aus Passion beläßt es nicht nur bei der Theorie, schreibt Erika Ertl von der Pressestelle der Stadt. Wenn er alles intus hat, was das jeweilige Stadtarchiv, Sanierungsbüro und die Architekten zum Projekt zu sagen haben, schaut er sich selbst um, fotografiert und filmt. Danach legt er Stapel von Skizzen an und baut schließlich das alte Haus im Maßstab 1:20 oder 1:50 nach, einschließlich der inneren Bundwände, sämtlicher Verstrebungen, Fensterfassungen und Treppen.
Mehr als 40 dieser bis zu einem Zentner schweren Modelle hat er bisher nachkonstruiert. Auf einer Wanderausstellung im Südhessischen mögen sie interessierten Besuchern den Blick auf Harmonie und Schönheit der alten Gebäude geschärft haben. Für Ausdauer und Einsatz, der bei Hausbesitzern, Architekten und Sanierungsbeauftragten Bewußtsein schafft und dazu beiträgt, mehr über den Erhalt als über den Abriß nachzudenken, hat Dieter Ehret im vergangenen Jahr zusammen mit anderen den Hessischen Denkmalschutzpreis erhalten.
In Bensheim hat das Fachwerkhaus Nummer 5 an der Straße „Am Bürgerhaus" Ehrets Aufmerksamkeit erregt. Er hat es eingehend erkundet, untersucht, sich mit dem baulichen Werdegang beschäftigt und danach sowohl den jetzigen, als auch den ursprünglichen Zustand des Hauses zeichnerisch dokumentiert.
Nach seinen Angaben wurde das Haus zwischen 1570 und 1575 erbaut und seitdem vielfach verändert. Im 17. Jahrhundert muß das ehemals bodenständige Fachwerk im Erdgeschoß durch massives Bruchsteinmauerwerk ersetzt worden sein. Die Vergrößerung der Fensteröffnungen datiert er ins 18. Jahrhundert.
Die Zeichnungen der Originalfassade, die er dem Stadtbauamt und den Eigentümern zur Verfügung stellte, führten dazu, daß das Eckhaus im ersten und zweiten Obergeschoß wieder jene reichgegliederte Fachwerkfassade zeigen wird, die es ursprünglich gehabt haben muß. Die Holzkonstruktion zeigt jetzt schon, wie es werden wird.
Etwa die Hälfte der noch vorhandenen Holzteile mußte erneuert werden, die andere Hälfte konnte nach fachgemäßer Bearbeitung durch den Zimmermann wiederverwendet werden. Die Denkmalschutzbehörde, die bei der Sanierung ein gewichtiges Wort mitzureden hat, hat die Form der Rekonstruktion befürwortet, heißt es weiter.
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